Montag, 19. April 2010

05.03.1938 - Elbing


Mein liebes Dorchen!

Wenn ich diesmal erst so spät zum Schreiben komme, dann nimm dies bitte nicht übel. Wir hatten nämlich diese Woche Vorübungen zum Zapfenstreich zu Pferde u. abends spielten wir zweimal im Kasino, da war ich reichlich müde. -
Deine beiden Briefe habe ich mit größter Freude erhalten, und danke Dir dafür aufs beste. -
Ich glaube gerne, daß auch meinem Vater der Schritt sehr unerwartet kam, aber es war keine Zeit mehr, um alles schriftlich machen zu können. So mußte ich also selbst handeln, u. nachdem ich mir alles genau überlegt hatte u. die Vorschriften diesbezüglich durchlas, da habe ich eben unterschrieben. Ich hatte ja vorher mit allen Mitteln versucht wegzukommen. Selbst daß ich sagte, ich würde nach meinem 3. Dienstjahr ausscheiden, war kein zugkräftiges Mittel, um von hier loszukommen. - Aber ich weiß, daß ich mich jetzt nicht schlecht stehe, eben der eine u. größte Fehler dabei ist, daß es so weit ist. Aber auch dafür kommt noch Rat. Darüber können wir uns dann im Sommer gründlich aussprechen, denn brieflich macht sich das schlecht u. würde ein ganzes Buch geben. - Ich hoffe, daß mein Vater mich bald mal besuchen wird, denn er hat doch freie Fahrt. Im Brief an meine Eltern habe ich es auch mit geschrieben u. denke, daß es klappt. -
Fasching haben wir 10 Mann Tanzmusik gespielt. Das war ganz gemütlich, denn zu trinken gibt es ja in Ostpreußen soviel man will.

Mir geht es sonst gut u. der Dienst nimmt mich auch voll u. ganz in Anspruch, zumal ich jetzt 1. Trompete blase u. wir hier auch Salonorchesterbesetzung haben, also mit Klavier. Da habe ich jetzt allerhand zu üben. -

Dir geht es doch auch gut, nicht wahr? Kommst Du noch oft zu meinen Eltern?
Nun will ich schließen in der Hoffnung, daß bald mein 3-wöchiger Erholungsurlaub kommt. Mit den allerherzlichsten Grüßen verbleibe ich stets Dein Erich

Bitte viele Grüße an Deine Eltern
u. grüß auch meine Eltern mit von mir.

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