Montag, 3. Mai 2010

20.04.1938 - Elbing

Mein liebes Dorchen!

Seit Sonnabend habe ich schon eine kleine Osterfreude für Dich beiseit liegen, und heute komme ich erst dazu Dir ein paar Zeilchen zu schreiben u. abzuschicken. -
Zunächst nochmals meinen allerherzlichsten Dank für die schöne Osterüberraschung. Das Besteck und der Briefmarkenbehälter mit dem eingravierten E.R. sind ja ganz prima u. ich hatte meine richtige Freude daran. Außerdem schmeckt Dein Gebackenes ausgezeichnet und ich weiß bestimmt nicht, ob ich dem ersteren oder dem letzteren Gebäck den 1. Preis verleihen soll. Beides hat mir jedenfalls sehr gut geschmeckt.
Mein spätes schreiben bitte ich zu entschuldigen u. Du wirst es auch verstehen, wenn ich Dir schreibe, daß ich an beiden Feiertagen bis morgens 4 Uhr gespielt habe. Heute war nun schon wieder feierliche Flaggenparade u. Parade zu Pferde vor dem General des I. Armeekorps. Sicher werden auch da in den Zeitungen Bilder u. Artikel von uns stehen. Ich werde Dir im nächsten Brief etwas davon beilegen, damit Du einen kleinen Geschmack von unserem Dienst bekommst.
Von den Osterfeiertagen habe ich also nichts gehabt. Um so größer war aber meine Freude, daß Du an mich dachtest u. mich außerdem noch mit so einem schönen Ostergeschenk bedachtest. Auch ich denke immer an Dich u. bedaure nur, daß ich Dich wirklich manchmal länger warten lassen muß, als ich selbst glaube, denn durch den Dienst vergehen einem die Tage so rasch, daß man ganz erstaunt ist, wenn man das Datum des vorigen Briefes liest. Aber Du nimmst so etwas hoffentlich nicht übel, nicht wahr?
Nun, warst Du Ostern in Chemnitz, und wie hat es Dir gefallen?
Im nächsten Brief will ich dir dann auch näheres über meinen Dienst schreiben, soweit es mir als Soldat erlaubt ist, überhaupt davon zu sprechen u. zu schreiben.

In der Hoffnung, daß ich
Dir noch nachträglich auch
eine kleine Osterfreude
bereitet habe
grüßt Dich aufs herzlichste
stets Dein Erich

Richte bitte an Deine lieben Eltern
viele herzliche Grüße aus, sowie an Kurt, jun.
Grüß bitte auch meine Eltern
mit von mir, denen ich morgen schreibe.

Donnerstag, 29. April 2010

10.04.1938 - Elbing

Mein liebes Dorchen!

Sei mir bitte nicht bös, wenn ich Dich so lange hab warten lassen. Es war bestimmt ungewollt. Vor einer Woche erhielt ich Deinen lieben Brief u. es ist wie, als hätte ich ihn erst Gestern bekommen. So schnell vergeht mir hier die Zeit. Jetzt ist es bereits 1/2 12 Uhr Nachts, wo ich noch an Dich schreibe. Denn die einzigen freien Tage, wie Sonnabend an denen man tagsüber Zeit zum Schreiben hätte,sind nun auch diesmal wieder durch Dienst restlos ausgefüllt. Und ich bitte Dich, wenn ich Dir das schreibe, es auch zu glauben, denn soviel Vertrauen wirst Du zu mir haben, um nicht anzunehmen, daß ich Dir die Unwahrheit schreibe. -

Wie du sicher schon erfahren hast, kommt mein Vater mich nächsten Monat besuchen. Ich freue mich schon sehr darauf. Meine Eltern schrieben mir auch, daß sie beabsichtigen Dich nächstes Jahr mit hierherzunehmen. Dies zu lesen war natürlich für mich eine ganz besondere Freude und ich nehme bestimmt an, daß es Dir hier auch gefallen wird. Vielleicht läßt es sich sogar ermöglichen, daß Du Deine Arbeitsdienstpflicht hier genügst. Natürlich nur dann, wenn Deine Eltern nichts dagegen einzuwenden hätten. Zu meinem Urlaub können wir uns darüber und über alle anderen Fragen aussprechen, nicht wahr?
Wie Du schreibst hat bei euch die Saison begonnen u. Du hast dadurch viel zu tun. So ist es auch bei uns, nur mit dem Unterschied, daß wir keinen geregelten Dienst haben, sondern auch Nachts spielen oder Alarmübung, Nachtübung, oder zu irgendwelchen Anläßen dienstlich befohlen werden. Aber ich bin zu der Erkenntnis gekommen, daß einem der Dienst oder die Arbeit, über alle Hemmnisse viel leichter weghilft, als wenn man den ganzen Tag nichts zu tun hat. Und das ist gut so.
Besonders freue ich mich, daß Du bei meinem Vater das große Los gezogen hast u. Tausend Mark gewonnen hast. Wenn Du zu meinem Urlaub allerdings nichts mehr übrig hast, mußt Du alles wieder nachzahlen, denn ich will davon auch einen lustigen Abend mitmachen. -Ich habe Dir diesen Spaß absolut nicht krumm genommen, im Gegenteil, mich darüber gefreut, daß ihr alle so gut zusammenharmoniert.

Mit den herzlichsten Grüßen verbleibe ich stets Dein Erich

Viel Grüße an deine Eltern u. Kurtchen

Montag, 26. April 2010

26.03.1938 - Elbing

Mein liebes Dorchen!

Verzeih bitte, wenn ich Dich diesmal so lange warten lies. Aber Du glaubst nicht, wie gerade jetzt die Militärkapellen in Anspruch genommen werden. Ist Eintopf - wird gespielt, ist Straßensammlung - wird gespielt, ist "Kraft durch Freude" - wird gespielt. So geht das immer. Dann ist wieder Sportfest, Reitturnier u. Zapfenstreich. Gerade in den letzten Wochen, war es besonders schlimm. Durch die Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich waren Fackelzüge und Zapfenstreich. Und jetzt, wo der Führer in Königsberg war, gab es ständig Vorbereitungen zu treffen. Dann muß ich auch meionen Eltern stets schreiben u. auch ab und zu nach Planitz. Auf die Briefe meiner Freunde, wie Gottfried, Böttiger, Felber u. Oehlschlaegel schreibe ich sowieso nur Karten. Du siehst, hier gibt es schon Arbeit und glaube mir, daß ich bis jetzt noch garnicht richtig daran gedacht habe, daß es nun schon Frühling geworden ist. Nur wenn einmal die Sonne besonders heiß brennt oder wenn wir ins Gelände reiten und ich sehe überall in der Natur das neue Leben erwachen, dann fühle auch ich, daß wieder, wie in der Natur, so auch beim Mensch, sich ein neues Leben regt.
Und immerwieder bedauere ich, daß wir so weit auseinander sind. Aber ich hoffe u. glaube bestimmt, daß auch für uns die Zeit kommen wird u. wir wieder zusammen sein können.

Übrigens habe ich auch in Elbing vor einiger Zeit allerdings schon, den Film "Urlaub auf Ehrenwort" gesehen. Hat mir ganz ausgezeichnet gefallen, Dir doch auch, nicht wahr?
In nächster Zeit werde ich auch Deinen Eltern selbst mal schreiben, u. alles nochmals klarlegen, damit sie nicht falsch verstehen, wie ich hier gehandelt habe oder besser, handeln mußte.
Deinem Vater gratuliere ich übrigens zur stolzen Artillerie, da wird er noch einmal jung werden. Es soll sich jetzt schon ein Schaukelpferd kaufen u. üben wie man guter Reiter wird.
Besonders habe ich mich gefreut, das Du mir so eine schöne Freude bereitest hast, und selbst für mich Kuchen gebacken hast. Ebenfalls danke ich Dir für die Süßigkeit, die Du ebenfalls im Paket beilegtest. Die schönen Maienkätzechen habe ich auf meinem Tisch mit aufgestellt u. jedesmal, wenn ich sie sehe, danke ich mit leisem Verlangen an Dich u. freue mich schon jetzt auf die Urlaubswochen im Sommer.

Mein liebes Dorchen es grüßt Dich aufs herzlichste
Dein Erich

Bitte richte viele Grüße an deine Eltern u. Kurtchen aus

Montag, 19. April 2010

05.03.1938 - Elbing


Mein liebes Dorchen!

Wenn ich diesmal erst so spät zum Schreiben komme, dann nimm dies bitte nicht übel. Wir hatten nämlich diese Woche Vorübungen zum Zapfenstreich zu Pferde u. abends spielten wir zweimal im Kasino, da war ich reichlich müde. -
Deine beiden Briefe habe ich mit größter Freude erhalten, und danke Dir dafür aufs beste. -
Ich glaube gerne, daß auch meinem Vater der Schritt sehr unerwartet kam, aber es war keine Zeit mehr, um alles schriftlich machen zu können. So mußte ich also selbst handeln, u. nachdem ich mir alles genau überlegt hatte u. die Vorschriften diesbezüglich durchlas, da habe ich eben unterschrieben. Ich hatte ja vorher mit allen Mitteln versucht wegzukommen. Selbst daß ich sagte, ich würde nach meinem 3. Dienstjahr ausscheiden, war kein zugkräftiges Mittel, um von hier loszukommen. - Aber ich weiß, daß ich mich jetzt nicht schlecht stehe, eben der eine u. größte Fehler dabei ist, daß es so weit ist. Aber auch dafür kommt noch Rat. Darüber können wir uns dann im Sommer gründlich aussprechen, denn brieflich macht sich das schlecht u. würde ein ganzes Buch geben. - Ich hoffe, daß mein Vater mich bald mal besuchen wird, denn er hat doch freie Fahrt. Im Brief an meine Eltern habe ich es auch mit geschrieben u. denke, daß es klappt. -
Fasching haben wir 10 Mann Tanzmusik gespielt. Das war ganz gemütlich, denn zu trinken gibt es ja in Ostpreußen soviel man will.

Mir geht es sonst gut u. der Dienst nimmt mich auch voll u. ganz in Anspruch, zumal ich jetzt 1. Trompete blase u. wir hier auch Salonorchesterbesetzung haben, also mit Klavier. Da habe ich jetzt allerhand zu üben. -

Dir geht es doch auch gut, nicht wahr? Kommst Du noch oft zu meinen Eltern?
Nun will ich schließen in der Hoffnung, daß bald mein 3-wöchiger Erholungsurlaub kommt. Mit den allerherzlichsten Grüßen verbleibe ich stets Dein Erich

Bitte viele Grüße an Deine Eltern
u. grüß auch meine Eltern mit von mir.

Freitag, 16. April 2010

02.02.1938 - Elbing

Mein liebes Dorchen!

Zunächst möchte ich mich für die schönen Sachen, die Du mit im Paket beilegtest, herzlich bedanken. Es hat alles ganz prima geschmeckt. Ich habe mich darüber sehr gefreut. Ein paar Tage später kam dann Dein schöner Brief und gestern erhielt ich noch eine nette Karte.

Heute komme ich nun erst dazu, Dir wieder zu schreiben. Dafür wirst Du aber sicher von meinen Eltern einen Gruß erhalten, wenn ich gerade geschrieben habe. Augenblicklich habe ich nämlich allerhand zu schreiben. Ich versuche einen Ersatzmann aufzugabeln und habe an verschiedene Soldaten der Abteilungen unseres Regiments geschrieben.
Bin gespannt, ob da nicht einer zum Vorschein kommt. Mal sehen, vielleicht habe ich doch Glück, daß es noch klappt.
Der Dienst hier im Trompeterkorps ist im allgemeinen besser als bei der Batterie. Mit dem Musikmeister kann ich mich tadellos verstehen. Das ist schon von Vorteil und ich unterhalte mich mit ihm, wie mit jedem anderen von meinen Kameraden. Er versucht natürlich fast jeden Tag, mich zu überreden und ist auch täglich beim Regiment, und sagt dem Regimentsadjutant, daß er mich gerne bahlten möchte und so kam es auch, daß meine Kommandierung bis zum 1. April verlängert wurde. man setzt hier alle Hebel in Bewegung, um mich zu halten u. ich alle, um hier wegzukommen. Natürlich kann ich mich mit diesen, meinen Vorgesetzten, nicht verkrachen, denn man kann nie wissen, wie man diese Leute einmal braucht.

Sonst ist hier nichts Neues zu berichten. Ein Tag vergeht nach dem anderen und so vergehen Wochen und Monate. Den größten Spaß vom ganzen Tage macht mir immer noch das Reiten. Da müsstest Du einmal hier sein können, wenn wir Dressurreiten oder Jagdspringen. Das macht noch Laune.
Nun, mein liebes Dorchen, Dir geht es hoffentlich auch noch gut. Denn das ist dabei die Hauptsache. Wenn auch die Entfernung zwischen uns fast 1000km beträgt, so soll dies doch kein Hinderniss sein. Den Gedankenaustausch können wir doch stets haben, auch auf diese Entfernung hin.

Mit den allerliebsten Grüßen bin ich stets Dein Erich

Bitte grüß vielmals Deine lieben Eltern u. Brüderchen von mir.
Ebenfalls meine Eltern.

Dienstag, 13. April 2010

21.01.1938 - Elbing

Mein liebes Dorchen!

Ebenso freudig, wie spannungsvoll erhielt ich Deinen netten Brief. Ich ersehe daraus, wie Du über diese Angelegenheit denkst. Selbstverständlich ist jetzt mein Entschluß fest. Ich werde 12 Jahre dienen, so wie es der Wunsch meiner Eltern, und sicher auch Deiner und Deiner Eltern Wunsch ist. Es ist bestimmt auch das beste und richtigste. Es handelt sich nur noch darum, wie komme ich am besten aus Ostpreußen heraus. Da gibt es nur einige Mittel und Auswege, die ich mir genau überlegt habe. Ich kann zunächst bis Herbst hier dienen und dann im Reich wieder eintreten. Allerdings nur bei einem Musikkorps. Bei den Truppen ist die Einstellung unmöglich. Ich habe mir deshalb folgendes überlegt und gebe mir die redlichste Mühe, es hier zu erreichen. Nämlich einen Ersatzmann für mich zu beschaffen und ich habe auch jetzt schon vielleicht einen aufgeschnappt, sodaß ich dann meine Versetzung nach Altenburg einreichen kann. Selbstverständlich wende ich alle mir zur Verfügung stehenden Mittel an und setze alle Hebel in Bewegung, um von hier wegzukommen. Natürlich ist die Sache nicht so einfach, als wie man dies schreibt. Man muß da ziemlich Diplomat sein, um alles richtig einzufädeln. Ich habe deshalb nun die Sache mit Altenburg noch nicht ganz aufgegeben und werde auch mein Möglichstes weiter tuen.

Es freut mich ganz besonders daß du oft zu uns hereinkommst und meiner Mutter Gesellschaft beistehst, zumal, wenn mein Vater in Planitz ist, und dies ist wohl sicher mehr der Fall, als er in Aue ist. Hier in dieser Einöde muß ich auch sehr oft an Dich denken und freue mich jetzt schon auf meinen nächsten Urlaub, den ich vielleicht schon Ostern, oder auch erst Pfingsten nehme.

Im voraus kann man ja beim Militär niemals etwas mit Bestimmtheit sagen, was befohlen wird, ist maßgebend und wird gemacht. Aber im laufe der Jahre wird man ja auch soweit kommen und selbst etwas mitreden können.
Nun, mein liebes Kind, will ich Schluß machen und hoffe, daß Dein Fuß mittlerweile auch wieder in Ordnung ist und Du sobald wieder etwas Schnee liegt, auch mit den Brettern ein paar frohe Tage haben kannst.

Es grüßt Dich bestens und herzlichst
stets
dein Erich

Ebenfalls herzl. Grüße an Deine Eltern u. Bruder.
Richte bitte auch meinen Eltern viele herzl. Grüße aus.

Sonntag, 11. April 2010

Zusatzinformationen

Hier kleines Video von 1930 über die Stadt Elbing (heute Elbląg) in deren Nähe Erich stationiert war
Elbing - Stadt an der Weichsel


Hier ein paar Daten über sein Regiment
Artillerie-Regiment Elbing

7.01.1938 - Elbing

Liebe Dorle!

deine Karte habe ich mit bestem Dank erhalten. Es freut mich, daß Du auch etwas vom schönen Winter haben kannst, wogegen ich keine Gelegenheit dazu habe, sehr schade.
Nun die Hauptsache!
Wie ich meinen Eltern schrieb und Du sicher auch erfahren hast, sollte die Sache mit Altenburg klappen. Jetzt kam aber etwas dazwischen, was ich selbst nie gedacht hätte. Nämlich, der Musikmeister war beim Herrn Oberst und sagte, daß die Spielfähigkeit des Trompeterkorps zum Herbst gefährdet sei und er dringend aus allen Batterien Leute haben wollte, die irgend ein Instrument spielen.
Der Oberst hatte natürlich sofort an mich gedacht und verwies den Musikmeister an meinen Batteriechef. Ich nun war inzwischen schon beim Chef und habe meine Versetzung eingereicht.
Sobald der Chef nun die Sache vom Trompeterkorps hörte und außerdem, daß der Oberst diese Angelegenheit befürwortet, war natürlich mit meiner Versetzung Schluß. Denn, sagte er nur, als Regimentsangehöriger hätte die Interessen des Regiments zu vertreten u. somit fällt natürlich meine Versetzung, die ich so sehr wünschte, ins Wasser.
Ich muß nun mal sehen, wie Sache jetzt weiter wird.
Bis jetzt habe ich aber noch nicht zugesagt, weil mir es absolut nicht in den Kopf will, daß ich nicht versetzt werden kann.
Sei deswegen nun nicht traurig, denn im Sommer komme ich ja wieder auf Urlaub und vielleicht läßt sich später doch noch eine Möglichkeit zur Versetzung finden.
Nun, mein liebes Kind, grüß
bitte Deine u. auch meine
Eltern mit von mir u. sei
Du selbst auf herzlichste gegrüßt von

Deinem Erich