Mein liebes Dorchen!
Seit Sonnabend habe ich schon eine kleine Osterfreude für Dich beiseit liegen, und heute komme ich erst dazu Dir ein paar Zeilchen zu schreiben u. abzuschicken. -
Zunächst nochmals meinen allerherzlichsten Dank für die schöne Osterüberraschung. Das Besteck und der Briefmarkenbehälter mit dem eingravierten E.R. sind ja ganz prima u. ich hatte meine richtige Freude daran. Außerdem schmeckt Dein Gebackenes ausgezeichnet und ich weiß bestimmt nicht, ob ich dem ersteren oder dem letzteren Gebäck den 1. Preis verleihen soll. Beides hat mir jedenfalls sehr gut geschmeckt.
Mein spätes schreiben bitte ich zu entschuldigen u. Du wirst es auch verstehen, wenn ich Dir schreibe, daß ich an beiden Feiertagen bis morgens 4 Uhr gespielt habe. Heute war nun schon wieder feierliche Flaggenparade u. Parade zu Pferde vor dem General des I. Armeekorps. Sicher werden auch da in den Zeitungen Bilder u. Artikel von uns stehen. Ich werde Dir im nächsten Brief etwas davon beilegen, damit Du einen kleinen Geschmack von unserem Dienst bekommst.
Von den Osterfeiertagen habe ich also nichts gehabt. Um so größer war aber meine Freude, daß Du an mich dachtest u. mich außerdem noch mit so einem schönen Ostergeschenk bedachtest. Auch ich denke immer an Dich u. bedaure nur, daß ich Dich wirklich manchmal länger warten lassen muß, als ich selbst glaube, denn durch den Dienst vergehen einem die Tage so rasch, daß man ganz erstaunt ist, wenn man das Datum des vorigen Briefes liest. Aber Du nimmst so etwas hoffentlich nicht übel, nicht wahr?
Nun, warst Du Ostern in Chemnitz, und wie hat es Dir gefallen?
Im nächsten Brief will ich dir dann auch näheres über meinen Dienst schreiben, soweit es mir als Soldat erlaubt ist, überhaupt davon zu sprechen u. zu schreiben.
In der Hoffnung, daß ich
Dir noch nachträglich auch
eine kleine Osterfreude
bereitet habe
grüßt Dich aufs herzlichste
stets Dein Erich
Richte bitte an Deine lieben Eltern
viele herzliche Grüße aus, sowie an Kurt, jun.
Grüß bitte auch meine Eltern
mit von mir, denen ich morgen schreibe.
Montag, 3. Mai 2010
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